Senkung der Mehrwertsteuer: Werden Versicherungen jetzt günstiger?
Bis zum Jahresende profitieren deutsche Verbraucher von einer niedrigeren Mehrwertsteuer auf Waren und Dienstleistungen. Viele fragen sich deshalb, ob sie jetzt auch weniger für ihre Versicherungen zahlen müssen. Warum für Versicherungen keine Mehrwertsteuer, sondern die Versicherungssteuer fällig wird und ob diese auch gesunken ist, klären wir im folgenden Uwe Jülkenbeck -Check.
Das Konjunkturpaket ist beschlossen. Insgesamt 130 Mrd. Euro mobilisiert die Bundesregierung, um die Bevölkerung zu unterstützen und die Wirtschaft anzukurbeln. Dazu wurde auch beschlossen, die Mehrwertsteuer von 19 auf 16 Prozent zu senken, den ermäßigten Satz von 7 auf 5 Prozent. Das macht sich vor allem bei größeren Anschaffungen bemerkbar. Bei einem E-Bike für 4.500 Euro beispielsweise kann der Kunde jetzt 135 Euro sparen.
Mehrwertsteuer runter: Milliarden-Sparpotenzial bei Versicherungen leider nur theoretisch
Doch trifft das auch auf Versicherungen zu? Im Schnitt bezahlen Deutsche dafür rund 2.100 Euro pro Jahr. Das entspräche pro Kopf – auf ein halbes Jahr gerechnet – einem Sparpotenzial von 26 Euro.
Insgesamt haben deutsche Verbraucher so rund 170 Milliarden Euro für private Versicherungen ausgegeben. Das Sparpotenzial summiert sich – grob hochgerechnet auf eine Gesamtbevölkerung von 80 Millionen – damit auf weit über 2 Milliarden Euro.
Doch leider sind die Milliardeneinsparungen nur theoretischer Natur. Der Grund: Für Versicherungen wird überhaupt keine Mehrwertsteuer erhoben. Stattdessen zahlt der Versicherte die sogenannte Versicherungssteuer auf die Beitrags- und Prämienzahlungen. Der allgemeine Steuersatz ist mit 19 Prozent im Schnitt zwar genauso hoch wie die Mehrwertsteuer.
Die Versicherungssteuer ist keine Umsatzsteuer, sondern gehört zu den Verkehrssteuern und wird damit im Zuge der Konjunkturmaßnahmen bis zum Jahresende auch nicht gesenkt.
Der theoretische Verlust hält sich allerdings ebenso in Grenzen, weil ohnehin nicht für jede Versicherung überhaupt Versicherungssteuer erhoben wird.
Prämien für die Personenversicherungen wie Kranken-, Renten-, Lebens- oder Berufsunfähigkeitsversicherung sind von der Versicherungssteuer befreit. Gleiches gilt für die Erwerbsunfähigkeitsversicherung, die gesetzliche Krankenversicherung und für die Arbeitslosenversicherung.
Bei anderen Versicherungen variiert der Steuersatz, da es keine einheitlichen Regelungen gibt. Während man bei der Unfall- und Schadensversicherung 19 Prozent zahlt, fallen bei der Hausrat- nur 18 Prozent und bei der Feuerversicherung sogar ein ermäßigter Satz von nur 14 Prozent an.
Versicherungsgesellschaften sparen Millionen durch Steuersenkung
Während also die Senkung der Mehrwertsteuer – zumindest für Versicherungen – nicht beim Kunden ankommt, freuen sich die Versicherungsgesellschaften: Allein die deutschen Schadenversicherer überschlagen einen dreistelligen Millionenbetrag, den sie durch die Steuersenkung einsparen. Die tatsächliche Höhe hängt aber davon ab, wie sich das Schadenvolumen in der zweiten Jahreshälfte 2020 entwickelt.
Indirekt könnten so auch wieder die Verbraucher profitieren. In der Regel geben nämlich die Versicherungen Kosteneinsparungen im nächsten Jahr an ihre Kunden weiter. Für 2020/21 könnten die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie diesen Effekt aber wieder vermindern.
Die Senkung der Mehrwertsteuer hat keine direkten Auswirkungen auf die Versicherungsbeiträge, da die Verträge der Versicherungssteuer unterliegen. Kunden profitieren von der Steuersenkung vor allem bei hochpreisigen Konsumgütern.
Der günstigere Steuersatz macht sich zudem besonders bemerkbar bei Handwerkerrechnungen und bei Preisen für Sprit- und Heizöl.
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