Sicher bloggen: Gibt es eine Influencer-Versicherung?
Viele Social-Media-Nutzer verdienen sich mit dem sogenannten Influencer-Marketing etwas dazu oder betreiben es sogar hauptberuflich. Doch das neue Berufsfeld ist noch jung und die rechtliche Lage nicht immer eindeutig. Schnell hat man eine Abmahnung im Briefkasten, weil Bildrechte verletzt wurden oder Werbung nicht richtig gekennzeichnet war. Kann man sich dagegen absichern? Uwe Jülkenbeck macht den Influencer-Versicherungscheck.
Ob auf YouTube, Instagram oder über den eigenen Blog: Immer mehr Unternehmen setzen auf digitales Marketing mithilfe von Influencern. Die Tätigkeit als Influencer wirkt für viele verlockend: Man erhält Geld oder sogenannte "Gratis-Proben" dafür, um Werbung für ein bestimmtes Produkt über seinen Social-Media-Kanal zu machen. Klingt erstmal einfach. Doch aufgepasst, wer sich nicht an die Regeln hält, läuft als Blogger Gefahr, eine Abmahnung zu kassieren – und die kann schnell mal mehrere Tausend Euro kosten.
Blogger: Mögliche Gründe für eine Abmahnung
- Nicht gekennzeichnete Werbung bzw. Schleichwerbung.
In Deutschland müssen redaktionelle und werbliche Inhalte klar getrennt sein. Sobald Sie von einem Unternehmen eine Gegenleistung dafür bekommen, sich positiv über ein bestimmtes Produkt zu äußern, handelt es sich um Werbung. Wer dies nicht kenntlich macht, betreibt Schleichwerbung und riskiert eine Abmahnung. „Produkt“ meint übrigens nicht nur Materielles wie Kosmetika, Handys oder Kleidung, sondern auch Leistungen wie beispielsweise Flüge, Hotelübernachtungen oder Schönheitsbehandlungen.
Manchmal entscheiden Details darüber, ob ein Beitrag die Grenze zur Werbung überschreitet. Auch unbeabsichtigte Schleichwerbung ist Schleichwerbung und kann geahndet werden.
- Verletzung von Markenrechten.
Schon ein einziger Hashtag kann Ihnen eine Abmahnung einhandeln. Beispiel: Sie bewerben ein Paar Turnschuhe eines bestimmten Herstellers und setzen darunter Hashtags mit anderen Markennamen, um mehr User auf Ihren Post zu locken. Damit nutzen Sie die anderen Markennamen für Werbung aus und sind abmahngefährdet.
- Urheberrechtsverletzung.
Fremde Inhalte ungefragt zu benutzen, kann ebenfalls teuer werden. Das gilt nicht nur für Bilder, sondern auch für Videos, schriftlichen Content und spezifische Designs. Vorsicht auch bei lizenzfreien Stockfotos: Diese können nur für Werbezwecke genutzt werden, wenn dies ausdrücklich gestattet ist.
Wenn Sie fremde Inhalte auf Ihrem Blog teilen möchten, checken Sie in jedem Fall die Lizenzvereinbarungen oder fragen direkt um Erlaubnis – vor allem bei kommerzieller Nutzung.
- Verstöße gegen die DSGVO
Sie bieten Ihren Followern an, ihre E-Mail-Adresse zu hinterlassen, damit Sie ihnen weitere Infos zusenden können? Hier muss ausdrücklich nicht nur darauf hingewiesen werden, dass, wie und wo die Daten gespeichert werden. Die DSGVO gibt auch noch weitere umfangreiche Pflichtangaben vor, die Sie Ihren Followern mitteilen muss.
Die Datenschutzgrundverordnung schreibt vor, dass ein Verfahrensverzeichnis zu Verfahren wie Newsletterversand oder Analyse des Besucherverhaltens zu führen ist. Dazu muss für alle verwendeten Tools (Hoster, Plugins, Cloudspeicher, etc) ein Vertrag zur Auftragsdatenverarbeitung geschlossen werden. Auch die Website muss mit entsprechenden Hinweisen versehen sein. Im Web gibt es zum Thema diverse Checklisten auch für Blogger.
- Rufschädigung
Der Begriff Influencer deutet es schon an: Mit Ihrem Content beeinflussen Sie Ansichten und Meinungen anderer. Toll, wenn Ihnen ein bestimmtes Restaurant gefällt und Sie es Ihren Followern weiterempfehlen möchten. Was aber, wenn es Ihnen nicht geschmeckt hat? Der Kellner unfreundlich war? Es Streit gab, weil das Essen viel zu spät kam? Auch hier entscheiden Kleinigkeiten, ob Sie sich auf Ihr Recht auf Meinungsäußerung berufen können oder wegen Rufschädigung angezeigt werden können. Schließlich kann Verleumdung oder üble Nachrede ein ganzes Unternehmen in den Ruin treiben.
Bewerten Sie so sachlich wie möglich. Kritik wie „Das Gericht hat mir nicht geschmeckt“ ist in Ordnung, nicht aber Behauptungen wie „Dort wurden definitiv abgelaufene Lebensmittel verwendet!“
Diese Versicherungen brauchen Influencer
Nicht nur Influencer mit besonders hoher Reichweite sollten sich deshalb gegen diverse Risiken absichern. Auch Anfängern mit wenigen hundert Followern drohen Gefahren – schließlich kann schon eine einzige Klage sehr teuer werden, nicht selten sind damit Zahlungen im vier- bis fünfstelligen Bereich fällig. Mit den folgenden Versicherungen sind sowohl aufstrebende als auch bereits etablierte Influencer auf der sicheren Seite.
1. Berufshaftpflichtversicherung
Eine Berufshaftpflicht leistet bei Schadenersatzforderungen, Abmahnungen (z.B. bei Bild- und Markenrechten) sowie bei Verletzungen von Datenschutzbestimmungen. Oft sind die Grenzen zwischen redaktionellen und werblichen Inhalten fließend, was Spielraum für Abmahnungen und Klagen liefert. Unberechtigte Ansprüche werden von der Berufshaftpflicht abgewehrt. Sollte der Fall vor Gericht landen, sind die Anwaltskosten mitversichert.
Eine Rechtsschutzversicherung allein bietet Influencern meist keinen ausreichenden Schutz, da viele Anbieter u.a. Urheber- oder Markenrechtsverletzungen aus dem Leistungsumfang ausschließen. Diese gehören jedoch zu den häufigsten Influencer-Risiken.
2. Cyber-Versicherung
Cyber-Angriffe stellen ein allgegenwärtiges Risiko für Blogger dar. Der Schock ist groß, wenn plötzlich wichtiger Content fehlt, der Zugriff auf den mühsam aufgebauten Account weg ist oder die Hacker ihn sogar komplett vernichtet haben. Auch der Support kann nicht immer helfen. Doch gerade für Influencer ist die kontinuierliche Präsenz unerlässlich. Mit einer Cyber-Versicherung erhalten Sie im Schadenfall Hilfe von einem Experten und sind geschützt gegen Hacker, Erpressung und Datenverlust. Manche Versicherungen bieten darüber hinaus sogar spezielle Vorsorge- und Krisentrainings an.
3. Elektronik-Versicherung
Hochwertige Bilder und Videos lassen sich nur mit der richtigen Elektronik machen. Gehen Laptop oder Kamera kaputt, ist das nicht nur ärgerlich, sondern bringt auch Ihre Influencer-Karriere ins Stocken. Mit einer Elektronikversicherung sichern Sie Ihre Profigeräte vor Stürzen, Diebstahl und Co. ab und können ungestört qualitativ hochwertigen Content produzieren.
Manche Versicherer bieten inzwischen spezielle Influencer-Versicherungen an. Diese sind modular aufgebaut, das heißt, man kann seinen Schutz je nach Bedarf zusammenstellen.
4. Betriebshaftpflichtversicherung
Influencer, die gerne auch mit anderen Bloggern zusammenarbeiten, können darüber hinaus eine Betriebshaftpflicht in Betracht ziehen. Denn damit sichert man sich gegen Schäden an Dritten ab.
Ein Beispiel: Sie sind bei einem Blogger in sein professionell ausgestattetes Studio eingeladen, um gemeinsam einen Podcast aufzunehmen. Davor genehmigen Sie sich eine große Tasse Kaffee, die Sie versehentlich umstoßen und das teure digitale Mischpult Ihres Bekannten ruinieren. Für den Schaden kommt dann Ihre Betriebshaftpflichtversicherung auf.
Jeder Influencer sollte sich absichern – auch bei kleineren Followerzahlen. Es muss jedoch nicht zwangsweise ein ganzes Versicherungspaket gebucht werden. Versicherungsprodukte wie Berufshaftpflicht oder Cyberversicherung gibt es bei vielen Anbietern, weshalb es sich lohnt, im Vorfeld die Preise zu vergleichen oder sich von seinem Versicherungsmakler ein individuelles Angebot einzuholen.
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